Tokio Hotel gehören mit bisher 7 Millionen verkauften Tonträgern zu den kommerziell erfolgreichsten Musikern aus Deutschland. Nach der Abwendung vom Major-Label Universal ist die Band mittlerweile bei der ProSiebenSat.1-Tochter Starwatch Entertainment unter Vertrag. Neben Sänger Bill Kaulitz und dem Multiinstrumentalisten Tom Kaulitz gehören der Bassist Georg Listing und der Schlagzeuger Gustav Schäfer zu Tokio Hotel (Foto: Lado Alexi).

Studio-Interview: Tokio Hotel

Durch den Monsun — und zurück auf Anfang!

Nach einer fast dreijährigen Schaffenspause kehren Tokio Hotel in diesem Frühjahr mit einem vollständig runderneuerten Sound und neuem Album ins Rampenlicht zurück. Ich traf die vier Vollblutmusiker für das Musik- und Recording-Magazin „Beat“ zu einem erstaunlich entspannten, versierten und offenen Plausch über die Produktion der in Los Angeles und Berlin aufgenommenen „Dream Machine“.

Thomas Raukamp
12 min readMar 10, 2017

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Echt jetzt, Google?“. Ich schaue auf mein Smartphone und misstraue der Wegbeschreibung in „Maps“. Über Feldwege soll es gehen. Und natürlich regnet es in Strömen. „Durch den Monsun eben“, murmel ich mürrisch vor mich hin. Doch tatsächlich: Am Ende der schlammigen Pfade wartet ein altes Gewerbegebiet abseits von Berlin auf mich. Und darin die Studiolandschaft von Black Box Music, wo sich neben einem Technikverleih auch noch diverse Probehallen und Interview-Lofts befinden. Und ganz viel Raum.

Abkehr vom Teen-Rock vergangener Tage: „Dream Machine“ glänzt durch ein erstaunlich kohärentes Klangbild und verbindet modernen Electro-Pop mit ambientischen Synth-Flächen der Achtzigerjahre.

Eine gelungene Umgebung für einen Neustart. Und der war im Fall von Tokio Hotel dringend nötig. Das 2014er-Album „Kings of Suburbia“ konnte nicht mehr an die rauschenden Erfolge der Vorgänger anknüpfen, eine klare musikalische Linie war nicht auszumachen und der längst nicht mehr zur Realität einer gereiften Band passende Newcomer-Vertrag mit dem bisherigen Major-Label lief aus. Dass von Tokio Hotel einmal mehr haften bleiben würde als die flüchtige Begeisterung einer mittlerweile auf das dreißigste Lebensjahr zugehenden Teenager-Generation, erschien mehr als unsicher.

Mittlerweile sind Bill und Tom Kaulitz, Georg Listing und Gustav Schäfer frei von der Umklammerung ihres bisherigen Labels, früherer Produzenten, Songschreiber und Berater. Sie stehen fest auf eigenen Füßen. Und legten Anfang März mit „Dream Machine“ ein Album vor, dass so wohl kaum jemand von den vier Musikern erwartet hätte. Der zum Teil schrille Teen-Rock vergangener Tage weicht einem ambientisch-weichen Elektro-Pop-Teppich, der sich sofort in Ohr und Denken flauscht und daraus schwer wieder entweichen möchte. Ein Wagnis, sicher. Aber auch eine tiefe innere Befriedigung für eine Band, die bereit ist für ganz neue Kapitel abseits der ausgetretenen Pfade des Mainstreams. Es gibt viel zu erzählen.

Ihr habt mit der Arbeit an „Dream Machine“ bereits 2016 begonnen. Über welchen Zeitraum zog sich die Produktion?

Bill / Im Januar 2016 haben wir in den Berliner Red-Bull-Studios mit der Arbeit an Dream Machine begonnen. Tom produziert eigentlich ständig in seinem eigenen Studio, und so haben wir uns erst mal alle getroffen, um uns seine Demos und Ideen anzuhören. Wir haben aber auch Musik anderer Künstler zusammen gehört. Dieses kreative Brainstorming führte gleich zur Aufnahme der ersten fünf Stücke.

Wie ging es von da aus weiter?

Bill / Tom und ich haben die Ideen mit nach Los Angeles genommen, um sie in unserem Studio weiterzuführen und weitere Songs zu schreiben. Das zog sich eigentlich übers ganze vergangene Jahr hin. Den letzten Feinschliff haben wir wieder hier in Berlin vorgenommen.

Mittlerweile haben wir fast das Frühjahr 2017 erreicht. Hat man da eigentlich noch ein Feeling für die zum Teil über ein Jahr alten Stücke?

Tom / Voll! Wir haben die Songs teilweise erst einmal ziemlich lange liegen lassen, was Musik immer recht gut tut — wenn du sie dir ein paar Monate später anhörst und immer noch gut findest, dann ist sie reif zur Finalisierung.

Bill / Tatsächlich ist mit „Boy Don’t Cry“ aber ein Song dabei, den wir alle etwas vom Schirm verloren hatten. Das war eines der Stücke, das wir in Berlin aufgenommen hatten. Und ausgerechnet den will jetzt jeder hören (lacht).

Eskapistische Klangwelten: „Something New“, die erste Singleauskopplung aus dem Album „Dream Machine“ (Regie: Kris Moyes).

Auf der Suche nach dem Signature-Sound

Der Sound des neuen Albums ist wahnsinnig kohärent. Wie schafft man das, wenn man über ein Jahr daran arbeitet?

Tom / Besonders nach dem letzten Album „Kings of Suburbia“ war es unser Ziel, einen Sound zu finden, für den wir stehen. Das hat uns gleichzeitig einige Sorgen bereitet. Wir wollten aber einen klar erkennbaren musikalischen roten Faden durchs Album ziehen.

Bill / Tatsächlich haben uns in letzter Zeit immer wieder Menschen nach dem „typischen Sound von Tokio Hotel“ gefragt. Da war es schwer, eine Antwort zu liefern.

„Wir wurden immer wieder nach dem ,typischen Sound von Tokio Hotel’ gefragt. Es war schwer, eine Antwort zu liefern.“

Zumal dadurch noch zusätzlicher Druck entsteht.

Tom / Wir haben daher erst einmal beschlossen, uns überhaupt keine Gedanken mehr darüber zu machen. Denn der große Unterschied des aktuellen zu allen vorhergehenden Alben ist es ja, dass wir sowieso alles selbst gemacht haben — ein „Signature-Sound“ entsteht dann ganz automatisch.

Wer so lange an einem Album arbeitet, muss während der Zeit einen recht gleichbleibenden Musikgeschmack haben.

Tom / Bill und ich haben einen recht ähnlichen Geschmack. Das war früher nicht so. Was wir selbst hören, inspiriert uns wiederum zum Schreiben und auch in der Produktion.

Und was hört ihr derzeit?

Bill / Chvrches! Die haben wir im vergangenen Jahr auf dem Coachella-Festival gesehen, und das war schon der Hammer!

Tom / Die Songs sind dabei genauso super wie die Produktion.

Bill / Rationale höre ich gern!

Tom / Und ich liebe Banks — sie ist sehr gut produziert und hat schöne Soundwelten und Melodien.

Bill / Chet Faker alias Nick Murphy finde ich gut. Hinzu kommen Bands, die ich schon immer gehört habe — Depeche Mode zum Beispiel.

Wie sah die Zusammenarbeit zwischen euch am neuen Album im Detail aus?

Tom / Bill und ich haben die Songs hauptsächlich zusammen geschrieben. Ich selbst habe sie dann produziert. Zweimal im Jahr mieten wir größere Studios, um die Bandaufnahmen zu machen — zum Beispiel Live-Bässe und Percussions einzuspielen. Außerdem nutzen wir die Zeit im Studio zum Sampeln.

Was sampelt ihr?

Tom / Wir haben viele der neuen Stücke mit echtem Schlagzeug geprobt, das Gustav eingespielt hat. Allerdings sind diese Aufnahmen in den meisten Fällen nicht auf dem Album gelandet. Wir haben vielmehr Gustavs gesamtes Kit gesampelt und am Rechner zum Beispiel für Loops verwendet.

Womit beginnt ihr einen Song?

Tom / In der Regel bringe ich Demos ins Studio mit, auf denen schon knapp 80 Prozent des Basses und des Schlagzeugs enthalten sind. Georg und Gustav spielen dann im Studio nochmals drüber.

Bill / Das „Problem“ ist, dass Toms Demos immer schon recht ausproduziert sind. Er ist halt recht detailverliebt. Da bleibt oft wenig Platz für Experimente.

Georg / Tom hat meist eine klare Vorstellung davon, wie ein Song klingen soll, wenn er damit ins Studio kommt.

Tom / Trotzdem sind die Stücke meiner Ansicht nach dann bereits alles andere als perfekt. Manchmal bringe ich sogar nur Loops mit, die über acht Takte gehen. Und daraus entwickeln wir den weiteren Song und die Vocals.

Gustav, wie macht sich Tom als virtueller Schlagzeuger denn so?

Gustav / Er macht das schon ganz gut (lacht). Auch in dieser Hinsicht ist er sehr detailversessen; jede Bassdrum, jede Snare und Hi-Hat kann er stundenlang bearbeiten.

Tom / Wir verwenden eben keine fertigen Werksklänge oder Sample-Bibliotheken. Alle Drums, die du auf dem neuen Album hörst, sind von Grund auf selbst erschaffen.

Im Uhrzeigersinn: Bill Kaulitz (Gesang), Georg Listing (Bass, Keyboards), Gustav Schäfer (Schlagzeug), Tom Kaulitz (Gitarre, Keyboards, Programmierung)/alle Fotos: Lado Alexi.

Kampf der Egos

Ab wann gaben euch die Songs von Dream Machine genügend Zuversicht, von A bis Z alles selbst zu machen?

Bill / Bei „Kings of Suburbia“ hatten wir eine gewisse autarke Arbeitsweise bereits ausprobiert — einige der Songs hatten wir komplett selbst geschrieben und produziert. Dabei konnten wir schon eine Menge Selbstbewusstsein tanken. Allerdings gab es damals auch Nummern, an der fünf andere Schreiber involviert waren.

Klingt nach Stress!

Bill / Vor allem hatten wir es mit US-amerikanischen Songschreibern zu tun, deren Ego riesig ist. Einige kamen bereits mit ihrem Manager ins Studio — da möchte man eigentlich gleich kotzen.

„Wir hatten es mit US-amerikanischen Songschreibern zu tun, deren Ego riesig ist. Einige kamen bereits mit ihrem Manager ins Studio — da möchte man eigentlich gleich kotzen.“

Tom / Dieses „Schreibertum“ ist wirklich ganz schlimm!

Bill / In den USA sind einige der Songschreiber bereits selbst Stars. Da steht dann vorher bereits fest, wer welchen Anteil an den Rechten und den Geldern bekommt. Und ist der Song fertig, wollen sie natürlich den Mix hören. Da knallen dann die Egos aufeinander. Das war uns irgendwann alles zu blöd.

Wie habt ihr euch aus dieser Situation befreien können?

Bill / Wir steckten bis zu unserem letzten Album noch in einem gewissen „Gerüst“ fest. So verfügten wir zum Beispiel immer noch über unseren „Newcomer-Deal“ von vor zehn Jahren und waren mit denselben Produzenten unter Vertrag. Wir mussten also ständig innerhalb dieses Gerüsts schauen, wie weit wir uns bewegen konnten. Für Dream Machine mussten wir uns um all das nicht mehr kümmern, haben bei einer neuen Plattenfirma unterschrieben und unser eigenes Team zusammengestellt.

Ich stelle es mir schwierig vor, die vorgefertigten Meinungen über euren Sound und euer Image einfach so hinter euch zu lassen.

Bill / Ja, vor allen, weil wir mit einigen Leuten ja schon gearbeitet hatten, seit wir 12 oder 13 waren. Da liegt ja bereits einen Reise hinter allen Beteiligten. Aber seit der letzten Platte haben wir begonnen, ein eigenes Studio aufzubauen, in dem wir uns bewegen können, ohne dass uns jemand hinein redet.

Das muss eine riesige Befreiung sein.

Tom / Vor allem, weil ich die Arbeit im Studio liebe.

Mehr noch als die Livesituation?

Tom / Natürlich mag ich es auch, live zu spielen. Beides sind komplett unterschiedliche Welten. Aber wenn ich wählen müsste, mag ich das Studio lieber. Ich bin dort auch sehr gern über Tage und Wochen allein. Optimal ist der Zyklus, zwei Jahre zu produzieren, um dann ein Jahr auf Tour zu gehen.

Reifer Electro-Pop mit Chartpotenzial: „What If“ (Regie: Barış Aydınlı).

Dream Machine hört sich an wie der Soundtrack zu einem Film, der sich während des Hörens vor dem geistigen Auge abspielt.

Tom / Unsere Musik ist generell sehr von Filmen inspiriert. Wir denken sehr stark in Bildern und Szenen.

Bill / Außerdem haben wir eine sehr starke Affinität zu Science-Fiction.

Das Cover erinnert an Sci-Fi-Hörspiele aus den Achtzigern. Eine bewusste Assoziation?

Bill / Eigentlich muss ich an „E.T.“ denken, wenn ich das Cover sehe. Sogar der Wald ist zu sehen. Fehlt eigentlich nur das darüber fliegende Fahrrad mit dem Korb dran (lacht).

Tom / Sowieso birgt Dream Machine ein gewisses Retro-Feeling, nicht nur in der Instrumentierung. Denn auch für uns ging es ja gewissermaßen zurück zu den Wurzeln, weil wir eben wie ganz am Anfang alles allein gemacht haben.

Wie hatte man sich das denn vorher vorzustellen?

Bill / Da saßen zum Teil Produzenten, Songschreiber und diverse andere um uns herum. Manchmal waren das zehn Leute.

Tom / Hinzu kamen die Leute vom Major-Label. Verstanden die ein Wort nicht richtig, mussten wir es nochmals nachbessern.

Gruppenfoto mit neugierigem Journalist: mit Tokio Hotel in den Studios von Black Box Music in Berlin (Foto: privat).

Equipment-Rausch im Studio

Welche Synths kommen primär auf dem Album zum Einsatz?

Tom / Auf Dream Machine sind viele Sachen von Roland zu hören — sowohl Hard- als auch Software. Zum Beispiel das System One und der Gaia. Auch die Legacy-Plug-ins von Korg kommen viel zum Einsatz, gerade bei den Arpeggios. Die NI-Komplete-Geschichten nehme ich eigentlich fast immer für die Pianos. Ein unglaublich gutes Bass-Plug-in ist der Renaissance Bass von Waves. Auch das Helios 69 auf der UAD-2-Karte benutzen wir häufig.

Benutzt ihr denn hauptsächlich euer eigenes Equipment oder greift ihr auf die jeweilige Studioausrüstung zurück?

Tom / In der Regel gehören uns die Sachen schon selbst. Es gibt aber Ausnahmen. Den Minimoog haben wir in den Red-Bull-Studios aufgenommen, weil der da herumstand. Den Vocoder habe ich hingegen in einem Studio in LA aufgenommen — das war irgendein uraltes Roland-Teil. Denn ich finde einfach keine vernünftige Vocoder-Software.

Die Gitarren sind sehr punktuell eingesetzt, fast wie weitere Arpeggios.

Tom / Die Gitarren benutzen wir fast „nur noch“ als Stilmittel, sodass sie sich fast wie Sample-Loops anhören.

Das letzte Stück „Stop Babe“ fällt da mit seinem Gitarrenintro fast etwas heraus. Übrigens das eigentliche Highlight des Albums, finde ich. Obwohl es beim ersten Durchhören fast etwas wie ein Fremdkörper wirkt.

Bill / Stimmt, das transportiert in erster Linie so ein Happy-Feeling. Mir persönlich war es daher zunächst etwas zu freundlich. Stop Babe war eine der letzten Nummern, die wir in LA aufgenommen haben, bevor wir nach Deutschland flogen. Mittlerweile ist es auch einer meiner Lieblingssongs, weil die Emotion stimmt.

Habt ihr Tipps für die Kombination von Synths, Gitarren und Drums bei der Aufnahme?

Tom / In der Produktion selbst empfinde ich das Verhältnis zwischen Bassdrum und Bass am kritischsten. Es gibt da keine Standardformel, die man kontinuierlich anwenden könnte, denn dieses Wechselspiel ist von Song zu Song unterschiedlich. R-Bass und Helios sind da wahnsinnig große Hilfen sowohl bei der Kreation vernünftiger Sub- als auch Synthie-Bässe um die Drums herum. Denn das ist für mich das Fundament einer guten Produktion.

Mein eigentlicher Tipp ist aber, mit dem Songwriting anzufangen und nicht gleich in die Produktion einzusteigen. Früher konnte ich mich komplett in der Soundprogrammierung verlieren. Am Ende hatte ich einen tollen Sound, aber der Song selbst war Müll. Und das ist ärgerlich, denn dann ist der Sound gleich mitverbrannt. Daher ist es besser, zunächst einmal nur mit einem Sound zu arbeiten, der einigermaßen okay ist.

Ihr scheint sehr methodisch vorzugehen.

Tom / Es ist aber nicht so, dass wir uns bestimmte Tage heraussuchen, an denen wir mischen wollen. Ich mische sowieso oft direkt auf dem Produktionswege. Während ich etwa die Gitarre einspiele, schaue ich schon einmal, was noch fehlt — ob die Snare bereits tight genug ist, ob eine Bottom-Snare hinzukommen muss und so weiter. Teilweise kommt es sogar vor, dass wir deshalb gar keine separate Mixing-Session mehr benötigen. Und deshalb ist es doppelt wichtig, das Mischen nicht bereits während des Songwritings zu erledigen.

Tokio Hotel: Dream Machine

7 Laptops für ein Halleluja!

Im März startet eure Tour. Nun geht es darum, den Sound des Albums für die Livesituation umzusetzen. Wie geht ihr da ran?

Bill / Mit sieben Laptops (alle lachen). Allein für das Vocal-Processing benötigen wir einen separaten Computer.

Georg / Unser Proberaum sieht aus wie eine Raumstation.

Bill / Wir brechen auf der Bühne die typische Bandstruktur auf. Den Sound des Albums können wir einfach nicht mehr mit Gitarre, Bass und Schlagzeug rüberbringen. Tom und Georg stehen in so einer Art Mission-Control.

„Wir brechen auf der Bühne die typische Bandstruktur auf. Den Sound des Albums können wir einfach nicht mehr mit Gitarre, Bass und Schlagzeug rüberbringen.“

Was benutzt ihr denn auf der Bühne?

Tom / In erster Linie MIDI-Controller, mit denen wir MainStage 3 von Apple ansteuern. Viele der Album-Sounds nutzen wir als Samples.

Bill / Darüber läuft auch unser Vocal-Processing, das wir komplett live auf der Bühne gestalten.

Tom / Jedes Plug-in ist automatisiert. Alle Effekte, die wir auf dem Album einsetzen, laufen auf der Bühne also live ab. Für die Gitarreneffekte nutzen wir diverse Kemper-Amps.

Wie habt ihr die Instrumente auf der Bühne unter euch aufgeteilt?

Tom / Georg und ich spielen Keyboards und springen zwischen Synth, Gitarren, Bass und Percussions hin und her. Es kann also durchaus mal vorkommen, dass ich innerhalb eines Songs drei oder vier verschiedene Instrumente spiele.

Wie sieht’s mit dem Schlagzeug aus?

Gustav / Ich spiele Live-Drums und ein komplettes SBS-X-E-Kit. Da kommt was zusammen — teilweise steuere ich 16 Samples pro Song an.

Speckt ihr den zum Teil recht gewaltigen Sound von Dream Machine ab, um ihn live-kompatibel zu machen?

Bill / Nein, ich fände nichts schlimmer, als wenn das Theatralische und das Volumen des Albums nicht rüberkommen würde. Wir möchten das bewusst erhalten, sodass der Zuhörer eine richtige Gänsehaut bekommt.

Welches Sequenzer-System nutzt ihr live?

Tom / Ableton Live bewältigt die Hauptshow, erledigt die Automatisierungen und sendet die MIDI-Signale. Und wie gesagt ist MainStage für die Keyboards und das Vocal-Processing zuständig.

Wahrscheinlich setzt ihr das MacBook Pro ein?

Bill / Ich habe sogar bereits das neue mit der Touch Bar. Ehrlich gesagt benutze ich die aber nur für die Wortvervollständigung in meinen E-Mails (lacht).

Tom / Im Studio habe ich ein relativ veraltetes MacBook, weil ich jahrelang mit Logic 7 gearbeitet habe und die OS-X-Version einsetzen musste, die das noch unterstützt. Unterwegs nutze ich aber Logic X. Hin und wieder mischen wir aber auch auf Pro Tools.

Wie setzt ihr alte Songs auf der Tour ein? Arbeitet ihr die in den neuen Sound ein oder gibt es auch Originalversionen?

Bill / Es ist ja durchaus berechtigt, dass die Leute etwa „Monsun“ wiedererkennen und nicht etwa eine 30-minütige Jam-Version davon hören möchten. Andererseits soll der Song auch für uns selbst interessant bleiben und in unseren aktuellen Sound passen. Es ist und bleibt ein Spagat.

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Thomas Raukamp

„I am writing. I hate writing. I love writing. I am writing.“ — Amy Brenneman